Der unbeschwerte Sommer am Meer war vorbei und Eugenie war wieder in London.
Die Ballsaison hatte soeben begonnen und sie war Debütantin. Endlich! Am letzten Samstag war sie in die Londoner Gesellschaft bei Hof eingeführt worden und seit dem hatte sich alles verändert. Mama war außer sich vor Freude und Stolz, als Earl Eadward Corbuzzy Eugenie zum Tanz aufgefordert hatte, natürlich nicht, ohne vorher ausführliche Konversation mit Papa betrieben zu haben. Mama musste ihr Fläschchen hervorholen, nachdem Earl Corbuzzy ihr die Hand geküsst hatte!
Aber was sollte sie, Eugenie, mit diesem abgehalfterten, alternden Casanova!?
Zugegeben, er war einer der reichsten und einflussreichsten Männer der Stadt, eine wirklich gute Partie, für ein Mädchen von ihrem Stand. Doch in seinen Augen hatte sie etwas Lüsternes gesehen und etwas Kaltes, fast schon Böses, das ihr Angst machte. Und ging er nicht auch zu den Frauen und Mädchen in der Great Rousselstreet und in den "Petite Maisons", die jedem Mann für ein paar Pfund zu Willen sind? Dieser Gedanke ließ ihr einen eiskalten Schauer den Rücken entlang laufen.
Sie sah aus dem Fenster und erblickte die große Weide am Teich, deren im Frühjahr noch so saftiges Grün nun fahl und gelblich geworden war. Die Sonne malte funkelnde Diamanten auf jede kleine Woge, die der Wind dem Teich entlockte und Eugenie hob ihr Gesicht zum blauen Himmel hinauf, als könnte sie ihn dort entdecken. Ihn, nach dem sie sich sehnte, wie sie sich noch nie zuvor nach Jemandem gesehnt hatte.
Sie vermisste ihn so sehr, dass es schmerzte. George!
Sie hatten nur diesen einen Tanz, freilich unter den missbilligenden Blicken der Eltern - und doch kam er Eugenie wie eine Ewigkeit vor! Als würde sie ihn schon ihr ganzes, junges Leben lang kennen. Wie nur könnte sie ihn wieder sehen? Wie sollte sie es anstellen, die Eltern davon zu überzeugen, dass er und nicht dieser furchtbare Earl Corbuzzy der Richtige für sie ist?
Sie wandte sich zurück in den Raum und ihr Blick fiel auf das zierliche Tintenfass auf ihrem Sekretär und die wunderschöne Fasanenfeder, die sie von ihrer Schwester Eliza zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. „Für Deinen ersten Liebesbrief.“ hatte sie ihr kichernd ins Ohr geflüstert und sie dabei fest umarmt. Genau das war die Idee, nach der sie gesucht hatte! Sie würde ihm schreiben und einen heimlichen Treffpunkt mit ihm vereinbaren.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Feder in das Fässchen tauchte und ihre Hand zitterte, als sie schrieb:
My dearest George, I need to see you ...
Nun, ab hier wollen wir nicht weiter stören, setzen uns in die Zeitmaschine und düsen vom 18. ins 21. Jahrhundert zurück in meine kleine Küche, in der dieses Seifchen „In memory of George & Eugenie“ entstand.
Ich habe ihr Kokosöl, Reiskeim-, Oliven-, Sesam-, Rizinus- und Distelöl h. o. einverleibt. Außerdem etwas Zitronensäure, Salz, Zucker und Seide. Beduftet ist sie mit PÖ Amber, Toskanischer Morgen, Manuka lavender und mit den ÄÖ Davanaöl und Patchouli. Sie duftet unbeschreiblich nach einem sehr alten, sehr edlen Parfüm.
Gefärbt habe ich mit Tonerden, Kakao und das Weiß ist flüssige Seifenfarbe vom Alexmo
OK!
Um allen Fragen vorweg zu greifen, will ich noch Folgendes anmerken:
Es wäre zu kompliziert, zu erklären, wie genau alles gelaufen ist – letztendlich erfüllten sich ihre Wünsche und sie wurden tatsächlich ein Paar!
Von den Eltern verstoßen lebte Eugenie in Armut aber glücklich mit George und ihren drei Kindern Elizabeth, George jr. und Adeline, bis sie im gesegneten Alter von 84 Jahren im Kreis ihrer Enkel- und Urenkelkinder starb. Ihr Grab und das ihrer Schwester ließe sich heute vermutlich im westlichen, fast schon verwunschenen Teil des Londoner Highgate Cemetery finden, wenn sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hätte. Ihre jüngere Schwester, Elizabeth, überlebte sie um etwa 10 Jahre. Sie hatte reich geheiratet, Eugenie und deren Familie immer heimlich unterstützt und hatte diese Grabstätte für sie beide ausgesucht und finanziert.
Und auch wenn es sich jetzt nicht so anfühlt, sind dennoch alle Personen einschließlich ihrer fantastischen Geschichte frei von mir erfunden.
- The End-
Eine schöne Geschichte und eine wunderschöne Seife.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus Berlin
Doreen
Hallo Doreen, danke für Deinen lieben Kommentar!!! Leider vernachlässige ich meinen Blog von Zeit zu Zeit etwas - aber ich verspreche, es gibt bald wieder ganz viel zu Lesen!
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